Du interessierst dich für Geldanlage und möchtest verstehen, wie deine Erträge besteuert werden? In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige zur Kapitalertragssteuer und wie du clever damit umgehen kannst.
Was bedeutet Kapitalertragssteuer überhaupt?
Stell dir vor, dein Geld arbeitet für dich – durch Zinsen, Dividenden oder Kursgewinne. Diese Erträge möchte der Staat mitbesteuern. Dafür wurde die Kapitalertragssteuer eingeführt. Sie beträgt einheitlich 25% auf alle Gewinne aus deinen Kapitalanlagen.
Diese Arten von Kapitalerträgen werden besteuert
Folgende Erträge fallen unter die Kapitalertragssteuer:
- Zinsen: Egal ob vom Tagesgeldkonto oder aus Anleihen
- Dividenden: Gewinnausschüttungen von Unternehmen an dich als Aktionär
- Kursgewinne: Wenn du Wertpapiere mit Gewinn verkaufst
Teilfreistellung bei ETFs – Der versteckte Steuervorteil
Bei der Anlage in ETFs und Investmentfonds profitierst du von einer besonderen Regelung: der Teilfreistellung. Der Gesetzgeber berücksichtigt damit, dass Fondsgesellschaften bereits auf Unternehmensebene Steuern zahlen. Bei Aktienfonds bleiben deshalb 30% deiner Erträge steuerfrei – egal ob Ausschüttungen oder Kursgewinne.
Ein Beispiel: Bei einem Gewinn von 1.000 Euro werden nur 700 Euro mit der Abgeltungssteuer belastet. Bei einem Steuersatz von 25% (plus Soli) sparst du so rund 75 Euro.
Für diese Vergünstigung muss der Fonds mindestens 51% in Aktien investieren. Bei Mischfonds gilt eine niedrigere Teilfreistellung von 15%. Diese automatische Steuerersparnis macht ETFs gerade für langfristige Anleger noch attraktiver. Und die gute Nachricht, dein Broker übernimmt die Berechnung für dich.
Der Sparer-Pauschbetrag – Dein Steuerfreibetrag
Gute Nachricht ist, dass du nicht jeden Euro versteuern musst. Seit 2024 gilt ein erhöhter Sparer-Pauschbetrag:
- Singles: 1.000 Euro pro Jahr
- Verheiratete: 2.000 Euro pro Jahr
Verteile deinen Freibetrag geschickt auf deine Banken durch Freistellungsaufträge. So sparst du dir unnötige Steuerabzüge.
So funktioniert die Besteuerung praktisch
Dein Broker übernimmt die ganze Arbeit für dich. Er behält automatisch die fälligen Steuern ein:
- 25% Kapitalertragssteuer
- 5,5% Solidaritätszuschlag auf die Steuer
- Falls zutreffend: 8-9% Kirchensteuer
Das ergibt eine maximale Gesamtbelastung von etwa 28%.
Die Günstigerprüfung – Weniger Steuern für Geringverdiener
Liegt dein persönlicher Steuersatz unter 25%? Dann kannst du die Günstigerprüfung nutzen. Dabei vergleicht das Finanzamt:
- Normale Besteuerung mit deinem Steuersatz
- Pauschale Abgeltungssteuer mit 25%
Du erhältst automatisch die für dich günstigere Variante.
Cleverer Umgang mit Verlusten
Verluste gehören zum Investieren dazu. Du kannst sie steuerlich nutzen. Allerdings kannst du Verluste meist nur mit Gewinnen aus derselben Anlageklasse verrechnen. D.h.:
- Verluste aus Aktienverkäufen können nur mit Aktiengewinnen verrechnet werden
- Andere Verluste (z.B. aus Zertifikaten) können nur mit Gewinnen aus anderen Derivaten verrechnen
- Nicht genutzte Verluste werden ins nächste Jahr übertragen
Praxistipps für weniger Steuern
- Nutze den Sparer-Pauschbetrag voll aus Verteile ihn optimal auf deine Depots
- Timing ist wichtig Gewinne und Verluste geschickt über den Jahreswechsel verteilen
- Dokumentiere sorgfältig Bewahre alle Belege für Käufe und Verkäufe auf
- Prüfe die Günstigerprüfung Besonders als Berufseinsteiger oder Student interessant
Clever anlegen trotz Steuern
Die Kapitalertragssteuer ist kein Grund, nicht zu investieren. Mit den richtigen Strategien und dem Wissen um Freibeträge und Gestaltungsmöglichkeiten kannst du deine Steuerlast optimieren.
Bleibe bei deinen Anlageentscheidungen aber immer sachlich – eine Investition sollte nie nur aus steuerlichen Gründen getätigt werden. Nutze die vorhandenen Möglichkeiten, aber setze sie klug und überlegt ein. Dieser Artikel bietet dir einen Überblick, ersetzt aber keine individuelle Steuerberatung. Bei komplexeren Fragen solltest du einen Experten hinzuziehen.